Dienstag, 7. Dezember 2010

Amazonas und Grossstadt-Dschungel

Also, wo war ich stehen geblieben...genau! Von Puyo aus gings Nachmittags dann weiter nach Tena. Ich kam dort gegen Abend an und bin per Taxi zum "Hostel Limoncocha" gefahren, welches mir Rahel empfohlen hatte. Ich versuchte wie ueblich auf Spanisch einzuchecken bis mich der Besitzer fragte: "¿De donde eres?", "Alemania"..."Ach dann koennen wir auch deutsch reden..." Jedenfalls hats da nur so von Deutschen gewimmelt und ich bin abends sogar noch mit nem alteren Schweizer Herren und nem indischen New Yorker zum Essen in ein Lokal gegangen, das von einem Deutschen gefuehrt wurde...sehr befremdlich so mitten im ecuadorianischen Amazonas. Das Hostel lag etwas ausserhalb auf einem Huegel und man hatte von dort aus einen super Blick auf Tena und den umgebenden Dschungel.

Am naechsten Tag hab ich im selbigen Hostel eine 3-taegige Jungle-Tour gebucht (verhaeltnismaessig guenstig), die abends mit dem Nachtbus nach Limoncocha begann, ein kleines Amazonasdorf mit angenzendem Naturreservat "Reserva Biologica Limoncocha". Mit dabei waren eine Hollaenderin, eine Corazonanerin (kleine, hollaendischsprachige Insel), ein Franzose, ein Finne und unser "Guia" aus Ecuador. Mitten in der Nacht nach etwa 8 Stunden rauer Busfahrt und kaum Schlaf sind wir gegen vor dem Reservat abgesetzt worden. Von dort aus gings mit Taschenlampe auf einen Holzsteg hinaub zu Lagoone des Reservats. Hier haben wir unser Gepaeck auf ein motorbetriegbenes Kanu geladen und sind etwa eine Stunde ueber die Lagoone bis zur Anlegestelle unserer Jungle-Lodge gefahren. Auf dem Weg haben wir immer wieder Kaimane im Wasser gesehen, deren Augen bei Taschenlampen-Licht rot reflektieren. Bei den Huetten angekommen, gegen 5.30 Uhr ist erstmal jeder ins mosquitonetz-bedeckte Bett gefallen.

Die darauffolgenden zwei Tage waren bestimmt vom Kanu-Paddeln auf der Lagoone und von Dschungel-Wanderungen mit Pfanzenkunde. Unser Guia Dr. Faustos war bloss der spanischen Sprache maechtig und ich musste immer wieder die Hollenderin nach Uebersetzungshilfe fragen. Allerdings war das ueberhaupt kein Problem und ich habe nun auch einiges in Spanisch dazu gelernt. Das endlose, satte gruen des Regenwaldes (und den Begriff muss man hier woertlich nehmen, da es wirklich staendig geregnet hat)und sein Artenreichtum hier war wirklich beeindruckend, da wir vorallem in primaeren Waldstuecken unterwegs waren. Mit Gummistiefeln, die wirklich obligatorisch waren, sind wir durch etliche Sumpfloecher gestapft. Highlight auf einem Waldtrek war die Begegnung mit einer giftigen Otter (= Giftschlange), die der Guide (warum auch immer) mit einem langen Stock erschlagen hat. Keiner von uns verstand diese sinnlose Aktion, da man mit Leichtigkeit haette die Schlange umwandern koennen. Soviel zur oekologischen Achtsamkeit unseres Guia.

Die Erkundung der Tierwelt des Reservats stand auch ganz oben auf der "To-do-Liste". Beim Kanu-Paddeln auf der Lagoone bekam man ein reichliches Vogelangebot vor die Linse, v.a. den als "Urvogel" bezeichneten Hoatzin, der bis jetzt keiner rezenten Vogelfamilie zugeordnet werden konnte. Zudem war Piranha-Fischen angesagt, wobei jeder mit einer Angel bewaffnet vom Kanu aus ein Stueck Fleich in der Lagoone badete. Die Ausbeute war eher duerftig fuer sechs Personen, aber der Fisch hatte sowieso keinen besonders berauschenden Geschmack und bestand hautsaechlich aus Graeten. Allerdings konnte man sich nicht ueber das Essen an sich beschweren, immer frisch (Papaya- und Limonen-Baeume anbei) und lecker zubereitet von uns und unserem Guia Dr. Faustos. Nachts war unter anderem Kaiman-Watching mit im Programm. Die zahlenmassig am meisten vertretenen makroskopischen Tiere waren ungeschlagen Insekten, v.a. Mosquitos, Fliegen und Spinnen. Mit Caipiriha aus frischen Limonen und selbst gebranntem Rum aus Limoncocha ist man zu frueher Stunde ins Bett gefallen.

Am Sonntag gings dann, trotz vollbezahltem Tag bereits um zehn Uhr wieder zurueck Richtung Bus. Das war relativ enttaeschend fuer alle Beteiligten und man hat sich etwas uebers Ohr gehauen gefuehlt. Von Limoncocha gings zunaechst nach Coca, wo sich unsere Wege getrennt haben. Ich war der einzige der nach Quito wollte und habe von dort aus den Bus raus aus dem Amazonas zurueck in die Anden genommen. Neun Stunden huepfende Fahrt.

In Quito kam ich dann gegen 11 Uhr nachts an und hatte zuerst Probleme eine Unterkunft zu finden, da die Stadt ihren Gruendungstag feierte und viele Hostels wegen der Fiesta voll waren. Ich hatte letzten Endes aber im Stadtteil Mariscal Sucre (New Town), bekannt fuer viele Backpackerunterkuenfte, doch noch Glueck. Gestern hab ich mir die Stadt etwas genauer zu Gemuete gefuehrt und bin in die Altstadt gefahren, die aehnlich wie Cuenca sehr von Kolonialgebaeden gepraegt ist. Nachts, d.h. ab dunkel sollte man zumindest nicht alleine vor die Tuere. Heute war ich mit John, Kanadier und David, Australier am naheliegenden Vulkan Pichincha etwas wandern. Mit einer Seilbahn kann man zunaechst auf etwa 4100m hoch fahren und von dort aus auf etwa 4700m hiken...was wir nicht ganz geschafft haben. Zu lange im Flachland gewesen und keine Hoehenanpassung mehr ;).

Soweit bis jetzt aus Ecuador. Morgen werde ich evtl. mal zum Aequator fahren und mal von einer Seite der Weltkugel auf die andere huepfen. Ich denke die naechsten drei vier Tage werde ich noch in diesem wunderschoenen Land verbringen und mich dann schleunigst Richtung Kolumbien aufmachen. Allerdings soll es dort zur Zeit sehr regnerisch sein :(! Mal schauen was dran ist...Bis zum naechsten Blog!

Hasta la vista aus Quito, Matthias

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